Die Ernährungswissenschaftlerin Melanie Köhler von der Universität Jena bekommt den Alpro-Foundation-Award 2013. Dieser Forschungspreis ist mit 2.500 Euro dotiert und wird auf dem 50. Wissenschaftlichen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Bonn verliehen.

Melanie Köhler untersuchte in einer Humanstudie, ob Leinöl an Stelle von Seefisch als Omega-3-Fettsäurelieferant genutzt werden kann. Leinöl wurde ausgewählt, weil es speziell reich an Alpha-Linolensäure ist. Diese Fettsäure kann vom menschlichen Organismus in die langkettigen und gesundheitsprotektiven Omega-3-Fettsäuren umgebaut werden. Köhlers Versuchspersonen waren durchschnittlich 62 Jahre alt. Sie litten alle an Bluthochdruck und Übergewicht. Ausserdem waren Störungen des Blutzuckerstoffwechsels vorhanden.

Die Resultate der preisgekrönten Studie mit dem Titel “Verbesserung des n-3-Status durch die Supplementation von Alpha-Linolensäure und Auswirkungen auf kardiovaskuläre Risikomarker bei Probanden mit Prä-Metabolischem Syndrom” sagen aus, dass sich Leinöl als ergänzendes Nahrungsmittel eignet. Den Seefisch kann es jedoch nicht ganz ersetzen.

Die Studienteilnehmer – neun Männer und zehn Frauen – erhielten acht Wochen lang jeden Tag zwei Esslöffel Leinöl. Während der Studiendauer durften die Probanden zudem keinen Fisch konsumieren. Beim Vergleich der Werte vom Start der Studie und nach den acht Wochen zeigten sich ca. doppelt so viele Omega-3-Fettsäuren im Blut, erklärt Melanie Köhler. Außerdem waren die Blutdruckwerte tiefer und die Blutfette verbessert.

Köhlers Studie war Teil einer DFG-geförderten Untersuchung zu Omega-3-Fettsäuren, die unter der Leitung von Dr. Katrin Kuhnt steht. Sie hat zum Zweck, alternative pflanzliche Omega-3-Lieferanten zu finden. Hintergrund dieser Forschung ist die Tatsache, dass wegen der steigenden Weltbevölkerung das Nahrungsmittel Fisch knapp zu werden droht.

Köhler erklärt dazu, dass angesichts leergefischter Weltmeere auch Fisch aus Aquakultur derzeit keine Alternative sei, denn der Fisch aus Wildfang enthalte deutlich mehr Omega-3-Fettsäuren. Hinzu komme, dass manche Menschen auf Fisch verzichten, insbesondere Vegetarier. Doch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt zwei Mal wächentlich Fisch zu essen. Die gesundheitsfördernden Fettsäuren kommen insbesondere in fettem Seefisch wie Hering, Lachs, Sardelle oder Makrele vor.

Der Alpro-Foundation-Award wird von der Alpro Foundation jährlich jeweils an einen Nachwuchswissenschaftler aus Belgien, Italien, Niederlande, Irland und Deutschland verliehen. Ausgezeichnet wird die beste Abschlussarbeit, die sich mit dem Einfluss pflanzlicher Nahrungsmittel beziehungsweise deren Inhaltsstoffen auf die Gesundheit, die Umwelt oder die Wirtschaft auseinandersetzt.

Quelle:

http://www.journalmed.de/newsview.php?id=40299

Friedrich-Schiller-Universität Jena

Kommentar & Ergänzung:

Leinöl (Leinsamenöl) ist ein Pflanzenöl, das aus Leinsamen gewonnen wird, den reifen Samen von Öllein (Linum usitatissimum). Die Phytotherapie verwendet Leinsamen vor allem als mildes Abführmittel aufgrund ihres Gehaltes an Schleimstoffen. Leinöl wird dabei nur von Organismus aufgenommen, wenn der Leinsamen geschrotet wird. Nimmt man den Leinsamen ganz ein, tritt nur der abführende Schleim aus und das Körnchen geht ganz und unverdaut wieder weg.

Geschroteter Leinsamen wird allerdings ziemlich rasch ranzig, weil das Leinöl so mit dem Luftsauerstoff zusammentrifft.

Neben seiner wichtigen Bedeutung als Nahrungsmittel hat Leinöl auch technische Anwendungsbereiche.

Es ist das wichtigste Bindemittel für Ölfarben und dient als natürlicher Holzschutz zur Konservierung.

Leinöl neigt bereits bei Raumtemperatur zur Selbstentzündung. Eine unsachgemäße Handhabung von mit Leinöl getränkten Lappen und Pinseln verursacht deshalb in Schreinereien und Malerwerkstätten immer wieder Brände.

Mit Leinöl getränkte Textilien sollten deshalb unbedingt auf nicht brennbarer Fläche flach zum Trocknen ausgelegt oder in einem luftdichten Behälter (Schraubglas, Metalldose) aufbewahrt oder kontrolliert verbrannt werden.

Leinöl soll nicht zum Braten verwendet werden.

Siehe:

Distelöl und Leinöl nicht zum Braten benutzen

Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde

Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz

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