Ein altes Hausmittel, die Karottensuppe nach Moro, könnte möglicherweise auch EHEC-Patienten helfen. Dieser Ansicht ist Professor Josef Peter Guggenbichler, seit 2009 Emeritus der Universitätskinderklinik Erlangen.

Das Rezept für die Karottensuppen nach Moro hat der Ordinarius der Heidelberger Kinderklinik Professor Ernst Moro 1908 nach Hausmitteln kreiert. Damit reduzierten sich bei Kindern die Sterbe- und Komplikationsraten infolge Durchfallerkrankungen drastisch.

Die Karottensuppe nach Moro zählte lange zum Standard auf pädiatrischen Stationen, verlor dann jedoch durch Antibiotika und Antidiarrhoika Medikamente gegen Durchfall) an Bedeutung. Googelt man heute nach Moro’scher Karottensuppe, wird sie hauptsächlich in Abhandlungen und Foren der Tiermedizin gewürdigt.

Karottensuppe

Nach Angaben von Professor Guggenbichler, der sich seit Jahren für die antibiotikasparende Renaissance der Karottensuppe einsetzt, ist die Wirkung durch Studien und In-vitro-Tests belegt.

Eine Arbeitsgruppe um Guggenbichler und den Wiener Pharmakologen Professor Johann Jurenitsch hat den Wirkmechanismus erforscht: Beim Kochen der Karottensuppe entstehen saure Oligogalakturonide, die den Rezeptoren des Darmepithels ähneln und an pathogene Darmkeime andocken.

Sie fungieren wie Analoga, welche die Rezeptoren der Keime blockieren und dadurch deren Adhäsion (Anhaftung) an die Darmwand verhindern. Folglich werden die Erreger ausgeschieden, sagte Guggenbichler.

Er ist überzeugt davon, dass auch EHEC-Patienten davon profitieren könnten, wenn sie die Moro’sche Karottensuppe gleich beim Beginn blutiger Durchfälle mehrmals täglich über einige Tage einnehmen würden.

Und so wird die Karottensuppe nach Moro zubereitet:

500 g geschälte Karotten in einem Liter Wasser eine Stunde lang kochen, anschliessend durch ein Sieb drücken oder im Mixer pürieren, mit gekochtem Wasser wieder auf einen Liter auffüllen und drei Gramm Kochsalz zugeben.

Quelle:

http://www.aerztezeitung.de/medizin/med_specials/ehec-2011/article/658294/karottensuppe-nach-moro-koennte-ehec-lahmlegen.html?sh=52&h=-1436656583

Kommentar & Ergänzung: Karottensuppe nach Moro

Die Karottensuppe nach Moro ist ein altbewährtes Hausmittel gegen Durchfall.  Dass sie nun im Zuge der schwerwiegenden EHEC-Erkrankungen ins Gespräch kommt,  ist ziemlich überrschend.

Natürlich ist deren Wirksamkeit bei EHEC-Erkrankungen nicht belegt. Das ist bei einer so „frischen“ Erkrankung gar nicht möglich.

Die Idee von Professor Guggenbichler scheint mir aber interessant. Als Wundermittel gegen EHEC sollte die Karottensuppe jedoch nicht hochgepusht werden.

Mir liegt mehr daran, dass die Karottensuppe nach Moro bei den alltäglicheren Durchfallerkrankungen wieder mehr beachtet wird.

Sehr interessant und wertvoll sind die Forschungen der Arbeitsgruppe um Guggenbichler und Jurenitsch zur Aufklärung des Wirkungsmechanismus der Karottensuppe nach Moro.

Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass es sich lohnen kann, alte Hausmittel / Naturheilmittel wissenschaftlich zu erforschen.

Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde

Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz

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